Schluss mit der Verwirrung!
Freie Taufe, Kinder-Willkommensfest, Namensgebungszeremonie... Die Aufnahme eines Babys in den Familien- und Freundeskreis hat inzwischen zahlreiche Synonyme. Aber was ist was und wie unterscheiden sich religiöse, christliche, spirituelle und weltliche Willkommensfeiern? Darf man überhaupt von einer "Taufe" sprechen, wenn sie gar nichts mit einer Religionsgemeinschaft zu tun hat? Lest weiter und erfahrt alle Antworten auf Eure Fragen!
von Kira Nothelfer
Aus dem Inhalt:
1DER KLEINE FEINE UNTERSCHIED
2.KURZÜBERSICHT
3.RELIGIÖSE INHALTE IN EINER WELTLICHEN ZEREMONIE
4.KANN DIE ZEREMONIE IN EINER KIRCHE STATTFINDEN?
5.BEI WELCHER TAUFE KANN MAN PATEN BESTIMMEN?
6.WELCHE TAUFE BEI VERSCHIEDENEN KONFESSIONEN?
7.WELCHE ALTERNATIVE FÜR NICHT-KIRCHLICHE ELTERN?
Der kleine feine Unterschied
Puh, so viele Begriffe... und dabei geht es doch "nur" darum, die Ankunft eines Kindes mit der größtmöglichen Freude zu feiern, oder? Was genau ist also der Unterschied zwischen einer Freien Taufe und einer religiösen?
Eine Freie Taufe findet meist nicht in einer Kirche statt, und es besteht die Möglichkeit, religiöse Inhalte nach Belieben einzubeziehen oder wegzulassen. Im Gegensatz zu einer christlichen Taufe kann sie nach den eigenen Vorstellungen durchgeführt werden.
Bei einer christlichen Taufe geht es in der Regel um den Beginn eines "Glaubensweges"; das bedeutet, dass die Familie in der Regel der örtlichen Kirche angehören muss. Sie beinhaltet religiöse Symbolik und bestimmte festgelegte Abläufe und auch die Paten müssen bereits getauft sein, um sich zu qualifizieren. Das christliche Taufsakrament darf nur durch einen Priester, Diakon oder Pfarrer/Pfarrerin gespendet werden.
Freie Taufen hingegen sind sehr persönlich und spiegeln die Familie und ihre Wünsche wider. Sie können an einem beliebigen Ort stattfinden, so dass Ihr frei entscheiden könnt, wo Ihr feiern möchtet. Im Mittelpunkt einer Freien Taufe stehen das Kind und die Hoffnungen, die die Eltern für seine Zukunft hegen. Es ist eine Gelegenheit, das Kind in der Familie willkommen zu heißen und seine Ankunft mit lieben Menschen zu feiern - ganz gleich, ob es sich um neugeborene Kinder, Stiefkinder oder Adoptivkinder handelt - und zwar in einem Rahmen, den Ihr als Eltern aussucht.
Der Begriff der "Freien Taufe" wird von einigen Theologen als Oxymoron wahrgenommen, da eine Taufe nach ihrem Verständnis grundsätzlich die Aufnahme in eine christliche Glaubensgemeinschaft bedeutet. Um dies zu unterstreichen, wird für weltliche Feiern im süddeutschen Raum gerne der Begriff "Kinder-Willkommensfeier" oder auch "Kiwi" verwendet.
Besonders in den neuen Bundesländern und Großstädten, in denen die Landeskirchen keinen übermäßigen Einfluss genießen, wird der Begriff der 'Taufe' lockerer definiert und meint im Grunde die Feier zur Namensgebung eines Kindes.
Das Wort "Taufe" leitet sich übrigens vom altgermanischen daupjan ab, einer Übersetzung des griechischen Wortes baptizein. Beides bedeutet im weitesten Sinne "eintauchen" - also auch in eine neue Familie ;)
Hier nochmal in der Übersicht:
CHRISTLICHES TAUFSAKRAMENT
Eine Taufe ist im christlichen Verständnis ein Ritus, durch den ein Kind in die Glaubensgemeinschaft aufgenommen wird. Sie ist das erste Sakrament der Kirche und hat ihren Ursprung in der Taufe Jesu durch Johannes im Fluss Jordan. Eine christliche Taufe wird vollzogen, indem der Täufling in Wasser getaucht oder damit übergossen wird. Bezüglich der Tauffeier gibt es durch die jeweiligen Kirchen festgelegte Abläufe, die eingehalten werden müssen.
FREIE TAUFE
Eine Freie Taufe ist eine Feier zu Ehren eines (ggf. neugeborenen oder neu in die Familie gekommenen) Kindes.
Dies kann ganz weltlich abgehalten werden oder religiöse Elemente enthalten. Es besteht auch die Möglichkeit, die verschiedenen Kulturen, Religionen oder Glaubenssätze der Eltern innerhalb einer Zeremonie zu verbinden.
Eine Freie Taufe folgt keiner festgelegten Liturgie und kann daher genau nach den Wünschen der Eltern und ggf. des Täuflings gestaltet werden.
KINDER WILLKOMMENSFEIER
...meint das Gleiche, wie eine Freie Taufe, möchte sich aber sprachlich von der christlichen Konnotation lösen. Das ist allerdings ein bißchen ambivalent, da auch einige freiberufliche Theologen Willkommensfeiern mit christlichen Elementen anbieten.
NAMENSGEBUNGSZEREMONIE
Ein weiteres sperriges Wort, das ich aus eben diesem Grund selten verwende... Namensgebungszeremonien gibt es in vielen Kulturen - bekannt sind u.a. das Indische Namkarana Sansgar oder auch das Chinesische "Rote-Eier"-Namensgebungsfest.
Hier geht es darum, dem Kind einen Namen zu geben, der spirituelle Bedeutung hat oder diesen den Verwandten und Freunden vorzustellen.
Können wir religiöse Inhalte in eine weltliche Zeremonie einbringen?
Obwohl ein Kinderwillkommensfest bzw. eine alternative Taufzeremonie vom Sinn her eher säkular ist, liegt es natürlich ganz in Eurem Ermessen als Eltern, ob religiöse Inhalte, gleich welchen Glaubens, in die Zeremonie aufgenommen werden sollen.
Dazu könnten zum Beispiel das gemeinsame Singen eines Kirchenliedes, das Lesen eines religiösen Textes oder eine bestimmte symbolische Handlung gehören, die in Eurem Glauben verankert ist.
Es gibt auch einige Pastorinnen und Pastoren, die als Freie Redner ebenfalls Taufzeremonien durchführen und sicherlich sowohl bibelfest sind, als auch erfahren und kreativ genug, all Eure Ideen nach Euren Wünschen umzusetzen.
Ich selbst zähle mich zu keiner religiösen Gemeinschaft hinzu, bin aber sehr interessiert und offen für alle kulturellen und spirituellen Elemente, die für Euch von Bedeutung sind.
Kann Die Zeremonie in einer Kirche stattfinden?
Hier meine Lieblingsantwort: Das kommt darauf an...
Wenn Ihr Mitglieder einer kirchlichen Gemeinde seid, aber eigene Ideen in die Zeremonie mit einbringen wollt oder ggf. Elemente einer anderen Religion, die
für Eure gemeinsame Familie wichtig ist, dann gibt es unter Umständen die Möglichkeit, diese im Rahmen eines "rituellen Zitates" in die christliche Taufe mit einzuarbeiten. Nach meiner
persönlichen Erfahrung zeigen sich die evangelischen Gemeinden hier etwas offener als die katholischen.
Dies hängt jedoch sehr stark von den beteiligten Personen ab und müsste im Einzelfall besprochen werden.
Wenn Ihr keine Mitglieder einer kirchlichen Gemeinde seid, also keiner Konfession angehört oder aus der Kirche ausgetreten seid, könnt Ihr Euer Kind trotzdem kirchlich taufen lassen. In
diesem Fall müssen Eure Taufpaten aber der gewünschten Konfession angehören.
Falls es Euch um den feierlichen Rahmen geht, den ein Kirchengebäude bietet, habt Ihr die Möglichkeit, Eure Zeremonie in einer entweihten Kirche zu feiern. Diese können stundenweise angemietet werden und sind oft an die Möglichkeit eines Caterings angebunden, so dass einem schönen Empfang vor der Kirche nichts im Wege steht.
Bei welcher Taufe kann man Paten bestimmen?
Sowohl bei einer christlichen als auch bei einer freien Taufe habt Ihr die Möglichkeit, Patinnen und Paten für Euer Kind auszuwählen. Bei einer christlichen Taufe gibt es dafür allerdings ein paar Einschränkungen:
Katholische Taufpaten
In der katholischen Kirche sind die Regeln bezüglich möglicher Taufpaten ziemlich streng: Zunächst einmal sind höchstens zwei Paten erlaubt. Wollt Ihr mehr Bezugspersonen für Euer Kind einbinden, gelten diese als "Taufzeugen". Mindestens einer der Paten (in strengeren Gemeinden auch beide) muss katholisch getauft als auch firmiert sein. Das Mindestalter beträgt 16 Jahre.
Evangelische Taufpaten
In der evangelischen Kirche können die Patinnen und Paten schon mit dem vollendeten 14. Lebensjahr benannt werden. Auch die maximale Anzahl wird lockerer
gehandhabt: Ob zwei, drei, vier oder mehr Paten - hier hat die evangelische Kirche keinen Höchstwert festgelegt.
Allerdings bestehen viele Pastoren darauf, dass die Taufpatinnen und Taufpaten allesamt Mitglieder evangelischer Gemeinden sind. Sollte dies für Eure
Wunschkandidaten nicht zutreffen, wäre es sinnvoll, sich vorher genau zu erkundigen.
Paten Freie Taufe
Ihr ahnt es bereits - in einer Freien Taufe stehen Euch auch in Bezug auf Eure Taufpaten deutlich mehr Möglichkeiten offen. Zum Einen macht es keinen
Unterschied, ob und welcher Konfession Eure Taufpatinnen und Taufpaten angehören, noch ist die Anzahl irgendwo limitiert.
Allein die Frage des Alters ist von Bedeutung, sofern Ihr Eure Lieben eine Patenschafts- oder Sorgerechtsverfügung unterzeichnen lassen möchtet. Was das ist und wie es funktioniert erfahrt Ihr in
meinem Beitrag Freie Taufe - Alles über Paten!
Wir haben verschiedene Konfessionen. Können wir das Kind ökumenisch taufen lassen?
Wenn bei Euch ein Part z.B. katholisch und der andere evangelisch ist, besteht leider keine Möglichkeit, Euer Baby in beiden Konfessionen zu taufen - Ihr müsst Euch entscheiden!
Im Gegensatz zu einer ökumenischen Trauung, bei der Mitglieder verschiedener Religionsgemeinschaften verbunden werden, gibt es leider keine ökumenische Taufe. Aus
christlicher Sicht bedeutet eine Taufe die Aufnahme in eine Glaubensgemeinschaft - da darf Euer Kind leider nicht Mitglied in beiden Clubs sein.
Falls Ihr Euch nicht entscheiden könnt oder wollt, wäre eine freie Taufe mit übergreifenden, christlichen Symbolen hier das Richtige für Euch!
Wir möchten eine Tauffeier, sind aber nicht Religiös. Welche Alternative eignet sich für uns?
Wenn Ihr die Geburt Eures Babys oder die Aufnahme eines Kindes in die Familie feiern möchtet, aber nicht religiös seid, dann ist eine Freie Taufe das absolut Richtige für Euch!
Ein alternatives Kinderwillkommensfest ist eine großartige Möglichkeit, die Familie zusammenzubringen, Eurem Kind alles Gute für sein Leben zu wünschen, Verpflichtungen und Versprechen für seine Zukunft einzugehen und die Freude zu feiern, die es mitbringt - und das in einem Rahmen Eurer Wahl.
Gerne helfe ich Euch bei der Gestaltung Eurer individuellen Zeremonie!
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