Marketing statt Tradition
In unserer westlichen Welt ist ein weißes Brautkleid inzwischen zu einem Symbol für Hochzeiten geworden. Aber das war nicht immer so! Der Siegeszug des typischen "Weißen Kleides" ist sehr viel kürzer, als Ihr vielleicht vermutet - und hat interessanterweise auch herzlich wenig mit der "traditionellen" Farbe für Jungfräulichkeit und Reinheit zu tun. Falls Ihr wissen wollt, wer - und was! - für diesen Trend verantwortlich ist, lest hier weiter, um es herauszufinden!
von Kira Nothelfer
"Das weiße Brautkleid steht seit vielen Jahrhunderten als Zeichen für Reinheit und Unberührtheit." - öhm... nö. Mit dieser Antwort hättet Ihr bei Günter Jauch leider keinen Scheck abgeholt, denn das ist eine Erfindung der Medien.
Was uns heute gerne als "traditioneller Brauch" einer Hochzeit präsentiert wird, hat sich oftmals erst im letzten Jahrhundert etabliert. Dazu gehört nicht nur eine besonders durchchoreografierte Art der Zeremonien und Feierlichkeiten, sondern explizit auch die Brautmode. Wie Ihr auf den Bildern schon erahnen könnt, war nur wenige Generationen vor uns der schneeweiße Prinzessinnentraum für Otto Normalbürger von Altötting bis Zittau so gar kein Thema.
Während des größten Teils der Geschichte ging es bei Eheschließungen sowieso mehr um familiäre, geschäftliche und politische Bündnisse, als um wahre Liebe - was bedeutete, dass aufwendige Hochzeitsfeiern typischerweise dem Adel vorbehalten waren, der uns die deutlichsten Einblicke in vergangene Zeiten gewährt und wahrscheinlich den Rest der Gesellschaft beeinflusst hat.
Daher ist es auch kein Wunder, dass die meisten Braut-Moden ihre Wurzeln in königlichen Großereignissen haben, über die auch in früheren Jahrhunderten ausführlich berichtet wurde. Zum Glück - denn so können wir "die Karriere" unseres heutigen typischen Brautkleides quasi lückenlos nachzeichnen. (Kleiner Historikerwitz :)
Übrigens: Das weiße Brautkleid ist nur in westlichen Kulturkreisen populär.
In China und Indien zum Beispiel, trägt die Braut traditionell die Farbe Rot.
Die Antike Braut
Die erste Farbempfehlung für Brautkleid und -schleier stammt aus Rom. Allerdings war es nicht die weiße Tunika (ein schlichtes Tuchkleid), der gesteigerte Aufmerksamkeit zukam, sondern dem sogenannten Flammeum: einem rechteckigen Schleier in flammendem, sattem Gelb, der die Braut bei ihrer Hochzeit wie in eine große dotterfarbene Wolke hüllte.
Mit zum Zeremoniell gehörte übrigens, dass der Ehemann seiner Braut den komplizierten Knoten ihres Gürtels, den sogenannten "Nodus Herculaneus" löste. Somit wurde das römische Hochzeitsgewand erstmalig zu einem Teil des Hochzeitsritus und damit von symbolischer Bedeutung für die Eheschließung an sich. Im Gegensatz zum Schleier hatte jedoch die Farbe des Kleides kaum eine Bedeutung: Weiße Tuniken waren damals so weit verbreitet, wie heutzutage weiße Unterhemden.
Mit Roms Untergang verschwand auch das Flammeum und Europas Bräute trugen für die nächsten Jahrhunderte zur Hochzeit einfach ihr bestes Kleid, sofern sie denn mehrere besaßen - oder überhaupt die Gelegenheit, sich umzuziehen, denn im frühen Mittelalter war der Brautraub zum Zwecke der Eheschließung noch weit verbreitet.
Philippa von England
Das erste weiße Brautkleid der europäischen Geschichte, das historisch belegt ist, finden wir... in Schweden!
Die modemutige Braut hieß Philippa, Tochter Heinrichs I. von England, die bei ihrer Hochzeit am 26. Oktober 1406 mit Erik von Denmark im südschwedischen Städtchen Lund eine Tunika mit einem Mantel aus weißer Seide trug, der mit grauem Eichhörnchen- und Hermelinpelz besetzt war. Hätte die damals 13jährige bloß geahnt, dass sie später mal als Urheberin eines nahezu globalen Trends gelten würde!
Die Farbwahl der späteren Königin von Dänemark, Norwegen und Schweden hatte in ihrem Fall "rein" gar nichts mit ihrer Jugend oder Jungfräulichkeit zu tun. Da sie zuvor nie verheiratet gewesen war (ja, es kam im Mittelalter durchaus vor, dass auch sehr junge Mädchen unverhofft zu Witwen wurden), musste sie diesen Umstand nicht extra betonen - es gab kaum eine andere Möglichkeit, als dass junge Damen unbefleckt ihre (erste) Ehe eingingen. Stattdessen drückte das reine Weiß die besondere Kostbarkeit ihrer Robe aus, um bei der zukünftigen Schwiegerfamilie Eindruck zu schinden.
Indische Braut in traditionellem Hochzeits-Sari
Maria Stuart
Die nächste Braut in Weiß, der wir begegnen, ist keine geringere als Maria Stuart, Königin der Schotten. Diese wurde schon als Kind nach Frankreich verfrachtet, um am 24. April 1558 in der Notre-Dame de Paris den Dauphin (frz. für Thronfolger) in einer aufwändigen Zeremonie zu ehelichen.
Die Fünfzehnjährige hatte Übung in zeremoniellen Anlässen: Bereits als Säugling war sie zur schottischen Königin gekrönt worden - und ihr Reich nur ein paar Wochen später wieder losgeworden. Um ihren hohen Rang, ihre besondere Stellung und ihre Unabhängigkeit zu unterstreichen, ließ sie sich in ein besonders opulentes Hochzeitskleid aus schneeweißer Atlasseide mit zwölf Meter langer, komplett mit Edelsteinen bestickten Schleppe hüllen. Angeblich war weiß ihre Lieblingsfarbe - zu jeder Zeit jedoch eigentlich die Farbe der Trauer der verwitweten französischen Königinnen. Was den letzten Punkt betrifft, sollte sie damit ihrem Schicksal vorausgreifen, denn kaum drei Jahre später verstarb ihr erster Ehemann, Franz II. kurz nach seiner Krönung zum König der Franzosen.
Jan Van Eyck - Porträt des Giovanni Arnolfini und seine Frau, 1434 (Detail). Ihr Unterkleid in der Marienfarbe Blau symbolisiert ihre Reinheit.
Pieter Bruegel d. Ä. - Die Bauernhochzeit, 1568 (Detail). Die Braut sitzt vor dem grünen Tuch, auf dem ihre Brautkrone befestigt ist. Auch ihr Kleid ist farbig, jedoch deutlich gedeckter, was ihrem niederen Stand und der praktischen Arbeit, die sie als Landarbeiterin verrichtet, Rechnung trägt.
Weiss für den Adel
Im Laufe der nächsten Jahrhunderte sah man auf Hochzeiten im Europäischen Hochadel immer wieder weiße Brautkleider, jedoch waren sie keinesfalls obligatorisch. Während des 15. und 16. Jahrhunderts trugen die hochherrschaftlichen Bräute gern kräftige Rot- und Grüntöne, durchwirkt mit echten Gold- und Silberfäden, besetzt mit Edelsteinen und Perlen. Besonders angesagt im mittelalterlichen Hochzeitsreigen war auch Blau, die Farbe der Jungfrau Maria - und damit Symbol für Keuschheit schlechthin. Das Einfärben der Stoffe war teuer, die Verarbeitung luxuriös - die Pracht und das Gepränge solcher farbenfroher Brautkleider unterstrichen den Stand, Einfluss und Reichtum der Familien. Wir erinnern uns: (Nicht nur) Dynastische Ehen waren eine rein geschäftliche Angelegenheit, meist komplett ohne romantischen Zauber.
Halten wir fest: Weiße Kleider symbolisierten nicht Jungfräulichkeit oder gar Reinheit,
sondern waren teurer und schwieriger sauber zu halten.
Damit kommunizierten sie den Status und den Reichtum ihrer Trägerin.
#posh!
Noch wertvoller und dekadenter, als aufwendig gefärbter Stoff, war nur eines: Ein Brautkleid in blütenreinem Weiß.
Spätestens jetzt war die Brautrobe als Statussymbol geboren und wurde in führenden Häusern gerne vorgelebt. Die Beispiele dafür sind vielfältig:
Als Maria de Medici, Tochter einer der reichsten und mächtigsten Florentiner Familien, am 17. Dezember 1600 dem französischen König Heinrich IV. in Lyon das Jawort gab, tat sie das der Legende zufolge in einem cremefarbenen Brautkleid mit goldenen Stickereien und schneeweißem Spitzenkragen. Pssst: Jungfräulich war sie übrigens nicht mehr: Das hatten sie und ihr Gatte schon eine ganze Woche vorher spontan erledigt.
Mehr als ein Jahrzehnt später, am 14. Februar 1613, machte das nächste auffällig helle Hochzeitskleid Furore: Die englische Prinzessin Elizabeth Stuart vermählte sich in London mit Friedrich V. von der Pfalz in einem Brokatkleid aus Silber und strahlendem Weiß. Ob sie sich damit thematisch dem Whitehall Palast anpassen wollte, in dem die Trauung stattfand, ist nicht überliefert.
Satte 28 Jahre später ist die Hochzeit ihrer Enkelin Prinzessin Maria Henrietta Stuart nicht nur wegen des zarten Alters der Brautleute - sie 10 Jahre, er 14 Jahre alt - und der interessanten politischen Verbindung zu Wilhelm II. von Oranien in aller Munde, sondern auch wegen des spektakulären, silbrig-weißen Brautkleides, das die kleine Princess Royal am 2. Mai 1641 so elfengleich schmückte. (Für die Neugierigen unter Euch: Die Ehe wurde physisch "erst" 1644 vollzogen.)
Sogar Maria Theresia heiratete am 12. Februar 1736 kostbar geschmückt und von Kopf bis Fuß in Weiß gekleidet - übrigens genau wie Ihr Gemahl, Herzog Franz Stephan von Lothringen. Der Partnerlook war dazu gedacht, ihre politische und persönliche Verbindung zu unterstreichen, denn zur Abwechslung im dynastischen Brautkarussell haben sich diese beiden wirklich geliebt.
Jacopo da Empoli - Die Hochzeit Maria de Medici mit Heinrich IV. von Frankreich, 1600
Antonis van Dyk - Prinz Wilhelm von Oranien mit seiner Braut Maria Henrietta Stuart, 1641
Unbekannt - Portrait der Kaiserin Maria Theresia im Spitzenkleid, ca. 1740
Das keusche Schwarze
Parallel zu diesen Entwicklungen bahnte sich noch eine ganz andere Farbe, aus ganz anderen Gründen, ihren Weg an die Spitze der Hochzeitsgarderobe: Nicht das "kleine", aber immerhin schon mal "das keusche Schwarze", züchtig, hochgeschlossen und lang.
Hieran beteiligt waren parallel zwei Entwicklungen: Zum einen hatte sich das spanische Königshaus unter den beiden Habsburgerkönigen Karl I. und Philipp II. zu einer Weltmacht gemausert, in der die Sonne niemals unterging - zumindest geographisch.
Das finanziell, politisch und militärisch starke Riesenreich Spanien machte auf die übrigen katholischen Fürstenhäuser nicht nur mit dem strengen spanischen Hofzeremoniell Eindruck (das eigentlich ein burgundisches war... aber ich schweife ab), sondern auch mit der steifen, schwarzen Hoftracht, die bald als neue Mode an den betuchten Körpern Europas klebte.
Eine in Schwarz gehüllte Braut symbolisierte nicht nur Frömmigkeit und Jungfräulichkeit,
sondern unterstrich mit dieser Farbe auch ihre Ergebenheit gegenüber ihrem Ehemann,
dem sie "bis in den Tod" treu sein sollte.
Der launige Adel hatte aber nur kurze Zeit Freude an keuscher Bescheidenheit. Hier hielt der schwarze Hochzeitstrend nicht lange an. Während die Bessergestellten nach nur wenigen Jahrzehnten wieder zu fröhlichen Farben wechselten, blieb das schlichte Schwarze unter der einfachen Bevölkerung bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts die Nummer Eins der Brautgarderobe. Dies hatte jedoch eher praktische Gründe: Konfektionskleidung war noch lange nicht erfunden und das Nähen eines besonderen Kleides für diesen Anlass teuer und zeitaufwendig.
Viele Bräute trugen daher zu ihrer Hochzeit "nur" ihr Sonntagskleid - und dies war meistens Schwarz oder zumindest sehr dunkel: gottesfürchtig für den Kirchgang und leicht zu reinigen. In vielen Regionen gehörte das Brautkleid nicht zur Aussteuer (Hausstand, den die Braut mit in die Ehe brachte), sondern war genau wie der Ehering, ein Geschenk des Bräutigams und diente fortan, zumindest so lange es passte, als ihr bestes Kleid.
Frans Hals - Hochzeitsportrait von Isaac Abrahamsz Massa und Beatrix van der Laan, 1622
Fotografie eines Hochzeitspaares, ca 1900 / Privatbesitz
Queen Victoria
Ab den 1780er Jahren schlich sich zunächst ein anderes weißes Kleid in die Herzen und Träume junger Damen: Seit dieser Zeit war es üblich, adelige Töchter als sogenannte "Debütantinnen" in die Gesellschaft bei Hofe einzuführen, wenn sie das heiratsfähige Alter erreicht hatten. Debütiert wurde grundsätzlich in einem langen, weißen Abendkleid mit Schleppe und zarten Handschuhen, die bis über die Ellbogen reichten. Das Ziel, welches die Mädels glasklar vor Augen hatten, war, möglichst schnell einen geeigneten Ehemann aufzugabeln.
Wurde das Vorhaben erreicht, konnten die aufwendigen Debütroben - ggf. mit leichten Änderungen - direkt als Brautkleider weiterverwendet werden, was besonders den finanziell schwächeren Landadel entlastete. Doch auch hier gilt: Diese Modeerscheinung war bislang nur den oberen Zehntausend vorbehalten. Von einer Tradition für alle Bevölkerungsschichten konnte noch lange keine Rede sein. Das sollte sich schlagartig ändern, als eine außergewöhnliche dynastische Liebeshochzeit dem Zeitgeist einen Paukenschlag verpasste!
Die 17jährige, bis über beide Ohren verknallte englische Königin Victoria nahm 1840 ihren Schatz Prinz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha zum Ehemann. Diese innige Liebe hatte Auswirkungen auf ihre Kleiderwahl: Obwohl sie zu ihrer Krönung 1837 luxuriöse Roben aus Rot, Gold und Hermelin getragen hatte, erschien sie zu ihrer Hochzeit "nur" in einem weißen Spitzenkleid, das zwar (dekoriert mit der königswürdigen Menge Schmuck) auf seine Art prunkvoll, aber trotzdem unerwartet zurückhaltend war. Vor allem, weil sie anstelle ihrer Krone einen Kranz aus Orangenblüten trug. In dieser Aufmachung, angelehnt an ein Jungmädchenideal, stellte sie das männliche Ego ihres Mannes über ihre Rolle als Herrscherin des britischen Empire.
Zwei wesentliche Neuerungen machten das weiße Brautkleid populär:
Die industrielle Revolution und die Fotografie.
Neben dieser romantischen Geste unterstützte Victoria mit ihrer Kleiderwahl auch aktiv und nachhaltig die Heimindustrie für Spitze aus Honiton. Was für uns heute ein bißchen lustig klingt, war Mitte des 19. Jahrhunderts ein wichtiger Wirtschaftszweig in Großbritannien. Als clevere Landesmutter förderte sie die neuartig industriell hergestellten Fabrikate und half mit ihrer eigenen Kleiderwahl, Vorurteile gegen maschinell entstandene Stoffe abzubauen. Wie man aus ihren Briefen weiß, drängte sie auch ihren Töchtern und Schwiegertochter Alexandra, die 1901 selbst Königin wurde, weiße Hochzeitskleider mit Honiton Spitze auf.
Da Victorias Familie die erste königliche Familie war, die intensiv fotografiert wurde, wurden ihre Bilder - und damit auch ihre Mode - viel stärker verbreitet.
Das Aufkommen der Fotografie in breiten Bevölkerungsschichten, insbesondere der Hochzeitsportraits, trug ebenfalls dazu bei, den Trend zum weißen Hochzeitskleid zu popularisieren. Weiße Kleider waren nicht nur die Wahl einer beliebten Königin, sie sahen auch gut aus und hoben sich von den neuartigen, manchmal düster aussehenden schwarz-weißen oder sepiafarbenen fotografischen Portraits ab. Die weißen Kleider waren unverwechselbar und boten einen perfekten Rahmen, um die Schönheit der Braut in natürlichem Licht als auch auf einer Fotografie zum Glänzen zu bringen.
Hochzeit von Königin Victoria und Albert von Sachsen-Coburg und Gotha 1840
Königin Victoria und Prinz Albert, Fotografie ca 1854
Hochzeit von Edward, Prince of Wales und Alexandra von Dänemark, 1863
Der Mythos mit den Jungfrauen
Und nun kommen wir zu einem wirklich witzigen Umstand, der das weiße Brautkleid erst so richtig populär gemacht hat! Schuld ist, wie so oft, eine "gezielte Medienkampagne", wie man heute sagen würde.
Wir hatten schon gehört, dass die kluge kleine Queen daran interessiert war, die Produktionsgüter ihres Landes zu vermarkten. Die Vorbildfunktion bei ihrer Hochzeit war ein wichtiger Meilenstein für den damaligen Zeitgeist: Indem sie sich als Braut mädchenhaft kleidete, näherte sie sich ihren Untertanen an. Im Ergebnis romantisierten die Briten Victorias Ehe und Hochzeit so sehr, dass jungen Frauen auf jede erdenkliche Weise versuchten, ihr Kleid zu kopieren. Jetzt galt es noch, die Farbe Weiß von ihrem Makel der Dekadenz zu befreien:
Bereits 1849 verkündeten Frauenzeitschriften, dass Weiß nicht nur die perfekte Farbe für ein Hochzeitskleid sei, sondern dass es eigentlich schon immer die beste und angemessenste Wahl gewesen wäre. In einer Art Geschichtsrevision verkündete Godey's Lady's Book, dass "die Gewohnheit seit den frühesten Zeiten entschieden hat, dass Weiß der passendste Farbton [für Bräute] ist, was auch immer das Material sein mag. Es ist ein Sinnbild für die Reinheit und Unschuld des Mädchens und das unbefleckte Herz, das sie nun dem Auserwählten schenkt."
Die viktorianischen Ideale von Hochzeit, romantischer Liebe und Reinheit wurden also rückwärts projiziert, um das weiße Kleid als Symbol für Unschuld und Jungfräulichkeit umzuschreiben und den eigentlichen Grund, die Zuschaustellung des Reichtums, aus dem geschichtlichen Gedächtnis zu tilgen.
Hochzeit der schwedischen Thronfolgerin Victoria mit Daniel Westling (Prinz Daniel) am 19. Juni 2010
Das 20. und 21. Jahrhundert
Obwohl es zum Ende des 19. Jahrhunderts immer häufiger Bilder hellgekleideter, großbürgerlicher Bräute gab, war der Luxus eines weißen Brautkleides bis in die 20er Jahre hinein einer modebewussten, wohlhabenden Oberschicht vorbehalten. Der Großteil der Brautleute heiratete nach wie vor in ihrem dunklen Sonntagsstaat.
In den 1920er Jahren, als die Hochzeitskleider immer kürzer wurden und eine Massenkonsumkultur entstand, begannen Bräute aller Klassen, weiße Kleider zu tragen, die speziell für ihre Hochzeit angefertigt wurden. Diese Kleider spiegelten das wachsende verfügbare Einkommen vieler Amerikaner und Europäer wider. Der Hype war jedoch nur von kurzer Dauer: In den folgenden Jahren führten die Depression und der Krieg dazu, dass die meisten Frauen zu den praktischen und preiswerten Bräuchen ihrer Großmütter zurückkehrten und an ihrem Hochzeitstag einfach ein "gutes Kleid" trugen.
Aus dem Statussymbol wird ein Geschäftsmodell:
Viele Gepflogenheiten, die heute als traditionell gelten, wurden in dieser Zeit durch Werbung und Angebote von großen Einzelhändlern, Juwelieren und unzähligen anderen Unternehmen entwickelt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg sorgten Wohlstand und der Wunsch nach Normalität für einen Boom der heiratswütigen Liebespaare. Hochzeiten wurden nun zum großen Geschäft. Es entstanden Zeitschriften, die sich auf Bräute spezialisierten und es wurden Läden eröffnet, die sich ausschließlich auf Brautkleider konzentrierten.
Aufwendige weiße Kleider, die nur einmal getragen werden, wurden zu einem zentralen Teil des Rituals. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts erwartete keine Frau, nicht einmal die königliche, dass sie ihr Hochzeitskleid nur einmal und dann nie wieder tragen würde - eine Vorstellung, die selbst für die sehr Reichen vor der industriellen Revolution absurd gewesen wäre.
Für die Hochzeitsbranche war es wirtschaftlich sinnvoll, dafür zu sorgen, dass das Brautkleid einzigartig und so unverwechselbar war, dass es nur einmal getragen werden konnte: Bis zu den eher konservativen 50er Jahren neigten Hochzeitskleider dazu, den Geschmack und die Schnitte der Alltagskleidung zu imitieren. Aber als die Mode in den 60er und 70er Jahren immer gewagter, legerer und geschlechtsunabhängiger wurde, stellte ein weißes Kleid eine Anspielung auf ältere Epochen und Bräuche dar. Die Straßenmode hatte sich wahnsinnig stark verändert - Frauen trugen Hosen! Ein langes Kleid mit Schleppe entsprach also nicht mehr der Alltagsgarderobe und so wurde das weiße Brautkleid zu einem Gewand der Zeremonie und des Rituals, nicht zu einem Kleid der Mode.
In den Jahren seither hat das weiße Hochzeitskleid die Vorherrschaft übernommen. Aber da sich die Heiratstraditionen verschieben und weitere Impulse durch nicht-westliche Traditionen aufgenommen werden, als auch der sehr persönliche Geschmack von Bräuten dem jeweiligen Zeitgeist und Modegeschmack angepasst wird, könnte sich das "typische" Brautkleid auch innerhalb kurzer Zeit wieder verändern.
Und wie heiratest Du?
Weiß, schwarz, rot, blau oder lieber im Bikini? Deiner Kleiderwahl sind genauso wenig Grenzen gesetzt, wie der gesamten Gestaltung Deiner Hochzeit. Eine freie Trauung gibt Euch die Möglichkeit, Eure Beziehung in allen Facetten und Farben zu spiegeln! Wünscht Ihr Euch eine Trauung, die genauso bunt ist wie das Leben, das Ihr miteinander teilt?
Dann schreibt mir! Als Eure coolste Lieblingsrednerin verschönere ich Hochzeiten in Berlin & Brandenburg, Hamburg, McPomm und dem Rest der Welt!