Ich, Er, unsere Trauung und seine Ex!

Wenn der Schnee von gestern deine Hochzeit verhagelt

Obwohl im Kino immer alles so einfach aussieht, sind während der Hochzeitsvorbereitungen die Sorgen manchmal groß: Wird alles klappen? Wird der Tag schön? Wird sich die Familie verstehen? Mit einer Exfrau, die im Leben des Liebsten noch präsent ist, kommt oft ein weiterer Stachel hinzu. Sei es der Vergleich zu seiner vorherigen Hochzeit, das Wissen um den vermeintlichen "Vorsprung" in seinem Leben oder die elende Frage, ob oder ob nicht man sie zur Hochzeit einladen sollte... Falls Ihr Euch hier wiedererkennt, habe ich mal meine Tipps-Kiste gründlich umgerührt und ein paar wahrhaft philosophische Weisheiten herausgekramt. Viel Spaß beim Lesen! PS: Das alles gilt natürlich analog auch für die Herren der Schöpfung ;)

von Kira Nothelfer

Die Zeiten, in denen man eine jungfräuliche Ehe mit der ersten Sandkasten-Liebe einging,  bilden hierzulande nur noch die Ausnahme.

In der Regel bringt jeder potentielle Heiratskandidat einen Koffer voller Erfahrungen und einige verflossene Liebschaften mit, die bitte entweder in der Versenkung zu verschwinden haben oder lose befreundet (mit neuem Anhang!) gelegentlich zum Grillen kommen dürfen. Oder? Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. 

Besonders heiß kocht das Thema gerne wieder hoch, wenn Eure Beziehung auf der Zielgeraden in die Hochzeitsglockenallee einbiegt und einer von Euch Sachen Ehe einen gewissen „Punktevorsprung“ hat. 

Aber auch, wenn die verflossene Liebe eine Einladung bekommen soll, kann das schon für gelegentliche Explosionen im Stimmungsbarometer sorgen - leider selten nach oben...

 

Meiner Erfahrung nach – und ich habe schon wirklich viele Paare zu dem Thema gehört – sind es überdurchschnittlich häufig wir Mädels, denen „die erste Hochzeit“ ihres Partners Kopfzerbrechen bereitet.  

Vielleicht, weil wir eine blühendere Fantasie haben, vielleicht, weil die Herren oft (nicht immer!) etwas pragmatischer sind und das Thema Hochzeit weniger emotional angehen. Wahrscheinlich aber nur, weil ich prozentual häufiger mit meinen Bräuten über solche sehr persönlichen Angelegenheiten spreche, statt mit den Jungs. Fakt ist, dass es manche Frauen verunsichert, schon die zweite Braut ihres Verlobten zu sein. Daher, liebe Braut, habe ich unter uns Betschwestern ein paar Tipps, die Dir die Situation vielleicht erleichtern: 

1. Die Ex hat Vorsprung

Okay, Deine große Liebe war schon mal verheiratet. Aber das weißt Du doch nicht erst, seitdem er Dir den Verlobungsring über das zarte Fingerlein gestülpt hat, oder? 

Ja, er kannte sie lange. Ja, sie haben ganz bestimmt viele spannende "Erste-Male" erlebt. Ja, natürlich haben sie fantastische Erinnerungen geschaffen - Skaten in Panama, Tanz auf dem Vulkan, Ehe schließen, Einhorn streicheln. Been there, done that. 

Du hast doch bestimmt auch ganz viele schöne Momente erlebt, bevor Du ihn kanntest oder? Nur, weil er genau diese eine Sache schon mal gemacht hat, heißt das noch lange nicht, dass er sie mit Dir zusammen nicht viel besser findet! 

 

Ständige Vergleiche werden Dir auf kurz oder lang die Freude an Eurer Beziehung vermiesen. Sieh es doch mal anders herum: Durch seine erste Ehe hat er -hoffentlich- gelernt, wie fragil eine Paarbeziehung sein kann, wenn man sie nicht richtig pflegt und welche Fehler man in einer Partnerschaft nicht machen sollte. Er hat also seine Generalprobe gründlich versemmelt (im Theater ein Grund zur Freude) und ist nun bereit für eine erfolgreiche Spielzeit! 

2. Die Ex als Vergleich

Wie sah ihr Kleid aus? Welche Worte hat sie geschworen? Gab es womöglich die glasierten Rippchen am Buffet, die er so sehr liebt?!  Ruuuhig Brauner, kein Grund zur Panik!

Stell Dich darauf ein, dass es bei Eurer Hochzeit unweigerlich zu Vergleichen kommen wird. Seine Freunde und Familie waren vermutlich auf seiner ersten Hochzeit dabei und werden bestimmt -  nicht mal mit böser Absicht - den ein- oder anderen Kommentar fallen lassen. 

Womöglich fanden sie "damals" das Essen besser, den DJ oder das Wetter - und irgendein Querulant eben auch die 'andere' Braut. 

Ich kann mir gut vorstellen, dass Dich das ärgert. Aber solche liebevollen Zeitgenossen, die einem die Hochzeit schlechtreden wollen, gibt es leider überall. Wenn Du einen Moment darüber nachdenkst, wirst Du feststellen, dass die eigentlich nur ihre eigene Unzulänglichkeit aufdecken, indem sie direkt vor Deiner Nase Eure Hochzeit kommentieren. Dabei reicht die Bandbreite von tollpatschiger Taktlosigkeit bis zu wahrer Bosheit und hat mit Deiner Person überhaupt nichts zu tun. 

 

Mein Rat wäre, gar nicht auf die negativen Vergleiche einzugehen. Lass sie an Dir abprallen. Du bist Teflon! 

Hör dafür bei den Komplimenten umso genauer hin ;)

3. Die Ex als Gast

Du wirst es jetzt kaum glauben, aber ich hatte schon eine Hochzeit, bei der der Exmann den Brautführer für seine Exfrau gemacht hat, so gut haben sie sich nach ihrer Scheidung verstanden! 

 

Das ist aber eher die Ausnahme. Ob Ihr Eure Expartner zur Hochzeit einladen möchtet, hängt natürlich von Eurem Verhältnis untereinander ab. Wichtig ist, dass sich alle Beteiligten in der Situation wohl fühlen sollten. Wenn einer von Euch beiden den/die verflossene/n Partner/in gerne dabei haben möchte, klärt miteinander, was dafür und was dagegen spricht. 

Natürlich ist es als Braut Dein gutes Recht, Gäste von der Liste zu streichen - aber hoppla, es ist auch sein Recht, jemanden draufzuschreiben!

Warum ist es ihm wichtig, die Ex dabeizuhaben? Ist das Verhältnis sehr freundschaftlich? Falls Du sie nicht auf Eurer Hochzeit sehen möchtest (aus welchem Grund auch immer), dann kommuniziere es ehrlich und direkt mit Deinem Partner, ohne Schmollen, dramatische Auftritte oder Szenen. 

 

Malt Euch gemeinsam aus, wie es wäre, wenn die Ex auf der Hochzeit erscheint versus wenn sie fernbleibt. Besprecht es unter Euch als Paar, aber gerne auch mit Außenstehenden, die einen neutralen Blick auf die Situation haben. Vielleicht ist Eure "Horrorvorstellung", dass sie z.B. für Unruhe sorgen könnte, auch gar nicht zutreffend? 

4. Die Ex als Mutter

Sind Kinder im Spiel, ist besondere Sensibilität angebracht. Natürlich möchte Frau allzu gerne mit der Liebe ihres Lebens einen Neuanfang starten. Aber bei Expartnern, die gemeinsam für ihre Kinder sorgen, ist neben den süßen Monstern eben auch der andere leibliche Elternteil eine konstante Größe im neuen Alltag. Tipps für eine gelungene Patchwork-Trauung habe ich natürlich auch für Euch. Aber selbst, wenn die Kinder in die Trauung integriert werden, sollte man sehr sensibel agieren und den Platz der leiblichen Eltern nicht in Frage stellen. 

 

Natürlich sollst Du auf Eurer Hochzeit keine unerträglichen Situationen meistern müssen, nur damit die Kinder glücklich sind. Aber vielleicht gibt es ja einen netten Kompromiss, mit dem Du Deinen "Stief"-(ich hasse das Wort) Kindern etwas entgegenkommst und zeigst, dass Du ihre Mutter in Eurer neuen Familiensituation akzeptierst? 

 

Für jüngere Kinder kann es sehr wichtig sein, wenn Ihr an diesem denkwürdigen Tag ein Zeichen setzt, das Kriegsbeil begrabt und die Zeiten der Dolchstoß-Blicke ernsthaft hinter Euch lasst. Ihr wollt eine Familie werden und die Kinder sollen sich nicht zerrissen, sondern wohlfühlen. Dazu gehört auch, dass alle Erwachsenen an einem Strang ziehen und zumindest für einen Tag friedlich miteinander auskommen können. 

 

Je nachdem, wie die Kommunikation mit der Mutter verläuft, möchte sie vielleicht auch von sich aus nicht mitansehen, wie ihr Exmann einer neuen Frau die ewige Liebe schwört? Besonders, wenn die Kinder in die Zeremonie eingebunden werden, kann das evtl auch alte Wunden wieder neu aufreißen. 

Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, die Exfrau nur zum Empfang oder Kaffeetrinken hinzuzubitten. Auf diese Weise würde sie eine Wertschätzung als Familienmitglied erfahren, die Kinder sehen ein Zeichen der Harmonie zwischen ihren Elternparteien und trotzdem muss man, wenn man sich üblicherweise nicht so glänzend versteht, nicht gleich den ganzen Tag miteinander verbringen. 

 

Aber wie auch immer Ihr Euch entscheidet: bewahrt einen kühlen Kopf und überlegt genau,

was das Beste für Euren Hochzeitstag, Eure neue Liebe und Eure Kinder ist. :)

5. Die Ex ist die Ex

So Ladies, jetzt kommen wir zur einzigen und ultimativen Wahrheit:

Es gibt mindestens einen guten Grund, warum die Ex nicht mehr mit Eurem Liebsten zusammen ist. 

 

Sie ist seine Vergangenheit, Du bist seine Gegenwart und seine Zukunft. Alle Vergleiche, Reibereien oder negativen Erinnerungen werden daher auch höchstens Dein Verhältnis zu ihm belasten und nicht ihres. Vielleicht ist Eure Trauung ein guter Anlass zum Loslassen. Ihr steht voreinander, blickt Euch in die Augen und sprecht Eure Ehegelübde. Ihr versprecht, einander zu lieben und zu ehren, in guten und in schlechten Zeiten füreinander da zu sein, den anderen zu begleiten und zu unterstützen, in Gesundheit und Krankheit. 

So witzig und lustig ich meine Trauungen ansonsten auch gestalte, finde ich diesen Moment des gegenseitigen Versprechens einfach magisch. Er untermauert Eure Zugehörigkeit zueinander und erinnert Euch daran, nicht aufzugeben, wenn es Schwierigkeiten gibt. 

 

 

Bei seiner Ex hat das nicht funktionier - der Zauber ist gebrochen.

 

Trotzdem hat er nicht aufgegeben, nach Liebe in seinem Leben zu suchen und DICH gefunden, um einen neuen Anfang als Ehepaar zu starten. Mach Dir also keine Gedanken darum, was auf seiner Hochzeit oder während seiner Ehe passiert ist. Vielleicht war sie seine erste Ehefrau... aber Du bist seine letzte! 

Hat Dir gefallen, wie ich schreibe?

Dann solltest Du mich erstmal reden hören! 


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