Eine Hochzeit ohne Blumen ist fast undenkbar. Angefangen vom klassischen Brautstrauß über Anstecker für den Bräutigam bis hin zu Tischdekorationen und üppigen Arrangements in Kirche, Partyraum und auf dem Brautauto - für Floristen ist jede Hochzeit ein Grund zum Mitfeiern! Leider gibt es auch hier eine dunkle Seite, die vielen Bräuten gar nicht bewusst und dabei sogar sehr giftig ist...
von Kira Nothelfer
Fast 90% der in Deutschland verkauften Blumen sind importiert, die meisten davon aus Drittweltländern wie Äthiopien oder Kolumbien, in denen sie unter menschenunwürdigen Bedingungen und zweifelhaftem Einsatz diverser Chemikalien produziert werden.
Anders als Textilien oder Lebensmittel tragen Blumen kein Etikett, dem man ihren Ursprung, die verwendeten Zusatzstoffe oder die Produktionsbedingungen ableiten kann. Dabei ist es gar nicht so schwer, mit ein paar einfachen Maßnahmen eine bewusste Entscheidung zu treffen.
Wer Umweltzerstörung und Ausbeutung nicht unterstützen möchte, für den habe ich hier ein paar Punkte zusammengestellt, worauf Ihr bei der Auswahl achten solltet:
Fair Trade
Das FAIR TRADE Siegel leitet Euch sicher zu geprüften, vertrauenswürdigen Artikeln rings um Eure Hochzeit. Es handelt sich hierbei um ein zertifiziertes Produktsiegel für fairen Handel, das in Deutschland von „TransFair“, dem „Verein zur Förderung des Fairen Handels mit der „Dritten Welt“ e.V.“ vergeben wird. Fairer Handel hilft ganz konkret, die Armut in den Anbau-Ländern abzubauen. Zurzeit profitieren bereits 1.3 Millionen Kleinbauern und Arbeiter in 70 Ländern vom Fairen Handel. Mit Eurer Entscheidung helft Ihr dabei, die soziale und ökologische Entwicklung der Herkunftsländer zu unterstützen, die Arbeitsbedingungen und das Mitspracherecht der Bauern zu verbessern, umweltschonende Produktionsweisen zu fördern sowie den Einsatz von Gentechnik zu verbieten. Dabei müsst Ihr noch nicht einmal lange suchen: FAIR TRADE Blumen werden u.a. bei Penny und REWE, aber selbstverständlich auch im Fachhandel verkauft. FAIR TRADE Deutschland hat eine Übersichtskarte zusammengestellt, die Euch sicherlich weiterhelfen kann.
Saisonal & Regional
Was für Euer Festmahl gilt, kann bei den Blumen nicht falsch sein! Eine Entscheidung für Blumen, die aus Eurer Region stammen und Saison haben, ist für Euch nicht nur preislich ein echter Vorteil. Diese Pflanzen kommen ohne (oder mit deutlich weniger) Zusätzen aus und bieten eine wunderbare Alternative zu FAIR TRADE. Der Import aus fernen Ländern ist nicht nur kontraproduktiv für die Klimabilanz, sondern auch häufig mit dem Einsatz von Pestiziden verbunden, welche die Blumen für den langen Weg haltbar machen sollen. Gerade bei Hochzeiten habt Ihr häufigen Körperkontakt mit Euren Blumen (als Kopfschmuck oder Brautstrauß) als auch eine unmittelbare Nähe zu Lebensmitteln (als Tischschmuck) und solltet daher auf eine sichere Bezugsquelle achten Außerdem: Welche Braut hat schon gern weniger Flugmeilen als Ihr Bouquet?
Die Bio-Blume
Längst nicht so bekannt wie Obst oder Gemüse, aber auch auf dem Schnittblumen-Sektor sind Bio-Produkte auf dem Vormarsch. Leider ist es in vielen Regionen nicht ganz einfach, Blumen in Bio-Qualität im Blumenhandel zu bekommen. Auf Wochenmärkten oder in ökologischen Gärtnereibetrieben habt Ihr vermutlich mehr Glück, den Strauß Eurer Träume zu finden. Bei langfristiger Planung Eurer Hochzeit hilft eine gute Recherche und evtl. die Nachfrage bei ortsansässigen Bio-Bauern in Eurer Gegend. Bezugsquellen für Bio-Zierpflanzen hat Bioland auf dieser interaktiven Karte zusammengestellt.
Selber pflücken
„Wie, was? Das geht?“ fragen sich jetzt die Großstadt-Brautpaare. Ja Ladies und Gentlemen, das geht. Sicherlich nicht im Februar, aber während der Sommermonate stehen im ganzen Bundesgebiet Felder mit wunderschönen Feld-, Wild- und Gartenblumen zur freien Verfügung. Wer sich als Städter nicht ins Umland aufmachen will, kann sich auch bei Urban-Gardening-Projekten nach solchen Blumen-Buffets erkundigen. Hinweisschilder wie „Blumen zum Selberpflücken“ oder Nachtfrage beim Landwirt Eures Vertrauens führen Euch zielsicher zu Eurem DIY-Brautstrauß. Allerdings gibt es einiges zu beachten: Am wichtigsten ist, Euch vorher genau zu informieren, welche Pflanzen ggf. unter Naturschutz stehen. Diese dürfen selbstverständlich nicht gepflückt, ausgegraben oder beschädigt werden. Eine genaue Liste der geschützten Pflanzen hält die WISIA für Euch bereit. Dann solltet Ihr ebenfalls darauf achten, in den Blumenfeldern nicht herumzumarodieren, sondern nur einzelne Exemplare eines Bestandes zu sammeln. Im Idealfall schneidet Ihr Wildblumen immer mit dem Messer, Ausgraben oder Abreißen ist tabu.
Aus dem eigenen Garten
Wer einen Garten hat, kann sich die Blumen für seine Hochzeit natürlich auch selbst ziehen. Do it yourself in höchster Vollendung! Um besonders umweltfreundlich zu agieren, solltet Ihr Sorten wählen, die als Bienen- und Insektenfutter dienen können. Im Gartenfachhandel oder Baumarkt sind die Samen und Stecklinge entsprechend gekennzeichnet und in vielfältiger Auswahl vorhanden. Für Hochzeiten mit geringem Budget ist dies ebenfalls eine hervorragende Möglichkeit, nicht nur der Umwelt etwas Gutes zu tun, sondern auch jede Menge bares Geld einzusparen. Ideen für selbst gebundene Wildblumensträuße und schönen Tischschmuck findet Ihr zuhauf im Internet.
Profi-Tipp
Wie wäre es mit einem Blumenbinder-Workshop für Euch und Eure Freunde? Zur Einstimmung auf die Hochzeit macht so ein gemeinsames Erlebnis Spaß und eignet sich auch sehr gut als Nachmittagsprogramm vor Eurem JGA!
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